Mütterliche RSVpreF-Impfung schützt Säuglinge ab dem ersten Lebenstag
Säuglinge bilden eine hochvulnerable Gruppe für untere Atemwegsinfekte (LRTD) durch das respiratorische Synzytialvirus (RSV) mit geschätzt 45 700 assoziierten Todesfällen jährlich. 97 % ereignen sich in einkommensschwächeren Ländern. Im März 2024 war Argentinien die erste Nation, die mit einer Impfkampagne für schwangere Frauen eine Vakzinationsrate mit RSVpreF von 60 % erzielte. Die Studie BERNI belegte retrospektiv signifikant reduzierte LRTD-Hospitalisierungen von Säuglingen geimpfter Mütter.
Das bivalente RSV-Präfusionsprotein (RSVpreF) stimuliert als aktive Vakzine die Antikörperbildung bei der Mutter und immunisiert Säuglinge nach dem plazentaren Übertritt gegen RSV A und B. Ab März 2024 waren die Vakzinationen für alle Schwangeren empfohlen und als Teil der Standardvorsorge kostenlos. Die Impfungen erfolgten in der 32. bis 36. Schwangerschaftswoche. Die Fall-Kontroll-Studie BERNI findet an 12 argentinischen Krankenhäusern statt, ist für 3 Jahre geplant und analysiert die RSVpreF-Wirksamkeit über mehrere RSV-Saisons. Die aktuelle Studie berichtet über die Ergebnisse der ersten RSV-Saison nach Implementierung der Impfung.
Aufgenommen wurden Säuglinge mit einem Lebensalter ≤ 6 Monate, die wegen einer unteren Atemwegsinfektion ins Krankenhaus kamen. Alle erhielten Tests, nach denen zwischen RSV-positiven Fällen und Kontrollen unterschieden wurde. Anschließend ermittelten die Forschenden die Anteile der geimpften Mütter. Endpunkte waren die Häufigkeiten von RSV-assoziierten unteren Atemwegsinfekten (LRTD) und schweren LRTD mit Hospitalisierung. Schwere LRTD bestanden u. a. bei maschineller Beatmung, High-Flow-Sauerstoffgabe, einer Sauerstoffsättigung < 90 % und Aufenthalten auf der Intensivstation > 4 Stunden.
Von insgesamt 505 Säuglingen waren 57 % RSV-positiv und 43 % RSV-negativ. 90 % der Fälle und 82 % der Kontrollen waren ≤ 4 Monate alt. RSV-Infizierte und Nichtinfizierte hatten 18 % und 50 % geimpfte Mütter. In Abhängigkeit vom Impfstatus der Mütter ergaben sich erhebliche Unterschiede:
- progrediente, schwere RSV-LRTD 33 und 45,
- > 4 Stunden Intensivstation 14 und 22,
- 0 und 3 RSV-assoziierte Tode,
- Impfeffektivität bis zum 3. Lebensmonat 78,6 %,
- Impfeffektivität bis zum 6. Lebensmonat 71,3 % und
- Schutz vor schweren LRTD bis zum 6. Lebensmonat 76,9 %.
Wenn nur RSV-positive Fälle betrachtet wurden, akzentuierten sich die Resultate und weniger Säuglinge von geimpften Müttern erkrankten schwer.
Fazit:
Die Studiengruppe hält RSVpreF als Teil der Schwangerschaftsvorsorge für eine effektive Strategie zur Reduktion der erheblichen RSV-Morbidität bei Säuglingen. Die argentinischen Erfahrungen lieferten ein wertvolles Konzept für andere Länder in Südamerika und weltweit. Die Impfungen schützten die Säuglinge ab dem ersten Lebenstag. Ein direkter Wirkungsvergleich mit der passiven Immunisierung der Kinder sei nicht möglich, aber Perez et al. sehen Hinweise auf eine höhere Effektivität von vorgeburtlichem RSVpreF.
Quelle:
Autor Studienreferat: Dr. med. Susanne Krome, Melle
