Akute untere Atemwegsinfekte (ALRI) durch das respiratorische Synzytialvirus (RSV) sind bei Säuglingen unter 6 Monaten mit einer erheblichen Morbidität, Mortalität und langfristigen Folgen verbunden. Von September 2024 bis Januar 2025 konnten schwangere Frauen im Vereinigten Königreich den bivalenten RSV-Impfstoff Präfusionsprotein F (RSVpreF) erhalten. In die Analyse flossen Daten von 537 Mutter-Kind-Paaren aus England und Schottland ein.

Im Spätsommer 2024 startete das landesweite, wissenschaftlich begleitete Programm BronchStop. Allen Müttern nach der 28. Schwangerschaftswoche wurde zur schnellstmöglichen Impfung geraten. Endpunkte der Studie waren der Schutz vor RSV-ALRI-assoziierten Krankenhausaufnahmen, die Vermeidung von Hospitalisierungen nach Impfungen ≥ 2 Wochen vor der Entbindung und die stationären Ergebnisse in Abhängigkeit vom Impfstatus der Mütter. Die Säuglinge waren 0 bis 5 Monate alt und wiesen eine Bronchiolitis mit z. B. Husten, Tachypnoe, Thoraxeinziehungen, Giemen, Rasseln und weiteren klinischen Diagnosen einer unteren Atemwegsinfektion auf. Die Diagnose RSV-positiv erfolgte mittels PCR oder äquivalenten Tests. Die Datenanalysen erfolgten unter Berücksichtigung zahlreicher Einflussfaktoren wie Geschlecht, sozioökonomischem Status, Gestationsalter und Komorbidität.

297 der Säuglinge waren Jungen, 391 RSV-positiv und 146 RSV-negativ. Das Lebensalter der positiven und negativen Fälle betrug 1,63 und 1,41 Monate. In der RSV-negativen Kontrollgruppe waren mehr Kinder mit angeborenen Herzproblemen (4 vs. 1 %). RSV-Positive erkrankten schwerer als RSV-Negative. Verglichen mit den Kontrollen benötigten sie häufiger Sauerstoffgaben (73 vs. 42 %) und kamen öfter auf die Intensivstation (10 und 1 %). 19 % der infizierten und 41 % der nicht infizierten Säuglinge hatten geimpfte Mütter:

  • adjustierte Impfeffektivität insgesamt 58 % und
  • bei Impfung > 14 Tage vor der Entbindung adjustierte Effektivität 72 %.

 

Die RSV-positive Subgruppe mit frühzeitigen vorgeburtlichen Impfungen profitierte verglichen mit Säuglingen ungeimpfter Mütter nicht signifikant hinsichtlich der Krankenhausaufenthaltsdauer, High-Flow-Atemunterstützung, dem Risiko für eine maschinelle Beatmung und der Wahrscheinlichkeit für eine intensivmedizinische Behandlung.

 

Fazit:

RSVpreF bewährte sich im Real-World-Setting und bestätigte den Impfschutz einer früheren randomisierten kontrollierten Studie, wenn die Vakzination rechtzeitig vor der Entbindung erfolgt war. Die Diskrepanz von Haupt- und Subgruppenanalyse sei durch den „Catch-up“-Charakter der Kampagne zu erklären. Ein Teil der Mütter habe die Impfung erst kurz vor der Geburt bekommen. Dies habe offenbar zeitlich nicht zur Antikörperbildung und transplazentaren Übertragung gereicht. Außerdem werden logistische Schwierigkeiten vermutet: 35 % der Ungeimpften bestätigten einen unkomplizierten Zugang zur Vakzination nicht.

Quelle:

Autor Studienreferat: Dr. med. Susanne Krome, Melle