RS-Virus: Welche Risiken bestehen für ältere Patient*innen?

Das Respiratorische Synzytial-Virus, kurz RSV, ist ein Virus, das häufig Erkältungen verursacht. Bei gesunden Erwachsenen verlaufen diese Infektionen meist mild und die Beschwerden klingen schnell wieder ab. Allerdings gibt es zwei Gruppen, die durch eine RSV-Infektion ernsthaft gefährdet sind: Neugeborene und ältere Menschen. In diesen Lebensphasen ist das Immunsystem entweder noch nicht vollständig entwickelt oder nicht mehr so stark wie früher. Bei Neugeborenen verbessert sich das Immunsystem nach wenigen Wochen, während ältere Menschen dauerhaft mit einem schwächeren Immunsystem leben müssen. Daher sind ältere Menschen besonders anfällig für schwere Infektionen durch den scheinbar banalen RSV-Erreger.

Vorsicht bei Vorerkrankungen

Ältere Menschen mit chronischen Krankheiten wie COPD (chronische Lungenerkrankung), Herzschwäche oder Diabetes sind besonders gefährdet. Dazu gehören auch Patient*innen mit bösartigen Erkrankungen, insbesondere nach einer Chemotherapie. Eine RSV-Infektion kann bei ihnen zu schweren Problemen wie Bronchitis (Entzündung der Bronchien) oder einer Lungenentzündung führen – nicht selten mit Auswirkungen auf die zugrunde liegende chronische Erkrankung. Studien zeigen, dass das Risiko, wegen einer RSV-bedingten Lungenentzündung ins Krankenhaus zu müssen, bei diesen Risikopatienten zehnmal höher ist als bei Menschen ohne chronische Erkrankungen.

Um sich vor einer RSV-Infektion zu schützen, sollten ältere Menschen in der Erkältungssaison vorsichtig sein und bestimmte Maßnahmen ergreifen. Dazu gehört, den Kontakt zu erkälteten Personen möglichst zu meiden. Da Kleinkinder besonders anfällig für RSV-Infektionen sind, sollten erkältete Kinder nach Möglichkeit keinen Kontakt mit älteren Menschen haben, insbesondere, wenn diese schon an Vorerkrankungen leiden. Außerdem sollten sie während der Erkältungs- und Grippesaison Menschenansammlungen meiden. Das Virus wird hauptsächlich durch Tröpfchen- oder Schmierinfektion, zum Beispiel beim Husten oder Niesen, übertragen. Daher ist gründliches Händewaschen eine wichtige Vorbeugungsmaßnahme.

Nach der Ansteckung mit dem RS-Virus dauert es in der Regel 2 bis 8 Tage, bis die Krankheit ausbricht. Im Durchschnitt sind es etwa 5 Tage. In der Krankheitsphase dominieren die typischen Erkältungssymptome wie Niesen, Husten und Kratzen im Hals. Die größte Gefahr einer RSV-Infektion besteht darin, dass das Virus die Lungenschleimhaut so stark schädigt, dass es zu einer zusätzlichen bakteriellen Infektion kommt. Eine solche Lungenentzündung stellt für ältere Menschen eine ernste Gefahr dar. Typische Anzeichen sind Abgeschlagenheit, schnelle Atmung und Herzrasen. Häufig besteht auch eine Kreislaufschwäche. Hohes Fieber, aber auch ein Absinken der Körpertemperatur ist möglich. Verschlimmert sich eine scheinbar harmlose Erkältung, sollte frühzeitig ein*e Arzt*Ärztin aufgesucht werden. Untersuchungen im Labor und Röntgenbilder können schnell zeigen, ob eine Komplikation in der Lunge vorliegt. Zwar gibt es gegen das Virus selbst keine spezielle Behandlung mit Medikamenten; kommt jedoch eine bakterielle Infektion hinzu, müssen Antibiotika eingesetzt werden.

Impfung – sinnvoll auch für ältere Menschen?

Seit 2023 gibt es eine Impfung gegen RSV-Infekte. Die Impfung kann das Risiko einer RSV-Infektion deutlich senken und die Zahl schwerer Lungenentzündungen um bis zu 94 Prozent reduzieren – und das bei guter Verträglichkeit. Besonders ältere Patient*innen mit Begleiterkrankungen profitieren von der Impfung. Allerdings hat die Ständige Impfkommission (STIKO) bisher keine Empfehlung für diesen Impfstoff ausgesprochen. Deshalb ist die Impfung momentan nicht in den offiziellen Impfempfehlungen enthalten und wird nicht von allen Krankenkassen erstattet.

Quellen:

  • Papi, Alberto, et al. „Respiratory syncytial virus prefusion F protein vaccine in older adults.“ New England Journal of Medicine 388.7 (2023): 595-608.
  • Branche, Angela R., et al. „Incidence of respiratory syncytial virus infection among hospitalized adults, 2017–2020.“ Clinical Infectious Diseases 74.6 (2022): 1004-1011.
  • RKI – RKI-Ratgeber – RSV-Infektionen
  • Herold, Gerd. Innere Medizin 2024. Walter de Gruyter GmbH & Co KG, 2023. 385